Montag, 8. Oktober 2012

Ankunft in Delhi


Sooo hier sitze ich nun um kurz nach Neun in Agra auf einer Terrasse in einem Dachrestaurant mit freiem Blick auf das TajMahal und schreibe meinen ersten Eintrag.

Wo soll ich bloß anfangen? In den 4 Tagen in denen ich nun hier bin, ist schon unglaublich viel passiert und alle Eindrücke, die in dieser Zeit schon entstanden sind, sind wohl schwer niederzuschreiben aber ich gebe mein Bestes. Schon einmal vorab, mir gefällt es echt gut hier und auch wenn sich vieles negativ anhört, so geht es mir doch prima und wir haben hier ne tolle Zeit. An der Stelle schonmal vielen Dank an Sina, die mir mit ihren Hindi- und Indienkenntnissen die Reise enorm vereinfacht und belustigt ;D

Nachdem ich meinen Nachtflug von Frankfurt nach Delhi aus Platzgründen ohne eine Minute Schlaf hinter mich gebracht hatte, startete ich auch schon ohne große Umwege in den indischen Alltag. Sina stand schon am Flughafen bereit um mich samt Gepäck in einen 3-Personen-Bus zu lotsen, der uns ins Hotel brachte. Wirklich müde wurde ich auf dieser Fahrt nicht, denn generell scheint bei einem indischen Wagen sowohl das Brems- als auch das Gaspedal mit der Hupe verbunden zu sein. Daraus entsteht dann ein ziemlich großer Lärm, der lediglich durch das Muhen der Kühe unterbrochen wird, die mit und ohne Wagen gerne am Verkehr teilnehmen. Generelle Verkehrsregel habe ich zwar nicht erkennen können, aber man kommt vorwärts und unterhaltsam sind solche Fahrten allemal.

Endlich angekommen, ließ ich mich,erstmal die Ruhe genießend, ins Bett fallen…Was kann man allgemein über die indischen Unterkünfte sagen? Alles ist zwar sehr einfach gehalten und auf den ersten Blick sehr umkomfortabel, aber eine der ersten Lektionen hier ist, dass man das deutsche Anspruchsdenken auch in Deutschland zu lassen hat. Letztlich hat man in jeder indischen Hotelunterkunft alles was man braucht und warum sollte man auch nur eine Sekunde damit verbringen über irgendwelchen fehlenden Luxus zu nörgeln, wenn man 5-7€ für eine Nacht zahlt?

Zum Start in den Tag haben Sina und ich uns dann in einem indischen Restaurant ein reichliches Frühstück gegönnt (1,50€ für ein komplettes Menü), um danach zum Lotustempel in Delhi aufzubrechen. Der Lotustempel an sich, ist ein einducksvoller Tempel, der – wer hätte es gedacht – in der Form einer geöffneten Lotusblüte gebaut ist. Bemerkenswertwar zuerst mal jedoch nicht das Gebäude selber, sondern die Menschenmassen, die vor dem Eingang warteten. Mein Ankunftstag, der 2. Oktober, ist Mahatma Gandhis Geburstag und somit indischer Feiertag. Wie das an Geburtstagen so ist, wird kräftig gefeiert. Und aus diesem Anlass schmeißt der gute Mahatma auch nach seinem Tod jährlich eine zünftige Runde, indem er allen freien Eintritt in diverse Tempel gewährt, für die man sonst Eintritt zahlen müsste. Lockerer Kerl. ;)

Hier wurde ich jedoch zum ersten Mal mit einem Fakt konfrontiert, den ich vorher so nicht erwartet hätte. Während die Inder sonst so enorm gelassen sind und ihre laute und teilweise sehr chaotische Umwelt mit absoluter Selbstverständlichkeit hinnehmen, scheint sie das Warten in Schlangen regelrecht aus der Haut zu bringen. Erreicht man die letzten beiden Meter vor einem Eingang beginnt man, den ohnehin nicht vorhandenen, Körperabstand in der Hitze noch weiter zu reduzieren und nach allen Regeln der Kunst zu drücken. Das erstaunliche ist, dass sich niemand darüber beschwert und wenn man beispielsweise seinen schiebenden Hintermann einen Blick zuwirft, so schaut dieser einen absolut gelassen an, als wäre es das normalste auf der Welt sich den schnellsten Weg durch den Eingang zu sichern. Sicherlich auch eine gute Einstellung in Anbetracht, dass ein neugebauter Tempel 2 Minuten später wohl zu einem anderen Eingang mit vielen Menschen gehüpft sein könnte…

Neben dem Lotustempel besuchten auch den Krishna-Iskcon-Tempel bei dem wir live an einer Zeremonie teilnehmen konnten und man sich die sehr abwechlungsreiche und unterhaltsame Gebetsprozedur samt Opfergaben (Lebensmittel und Blumen, keine Lebendopfer ;)) anschauen konnten. Besonders positiv war in meinen Augen vor allem der Fakt, dass die Inder vollkommen offen darauf reagierten, dass Fremde in ihrem Gotteshaus standen und an ihrer Gebetsfeier teilnamen.

Trotz der in meinen Augen zahlreichen Touristen, sind Westeuropäer in Indien nach wie vor eine Attraktion. Viele Menschen versuchen mit den wenigen Worten Englisch, die ihnen teilweise zur Verfügung stehen, Kontakt aufzunehmen und ein Gespräch aufzubauen. Gerade am ersten Tag wurde ich mehrfach darum gebeten mit wildfremden Indern ein Foto zu machen, auf denen man ihnen die Hand schüttelt oder locker nebeneinander steht. Zudem scheint weiße Haut hier etwas sehr besonderes zu sein, sodass es nicht selten ist, dass Menschen und vor allem Kinder oft Körperkontakt suchen. In diesem Zusammenhang gibt es einem schon zu denken, dass Menschen in Deutschland unter Solarien gehen oder Bräunungscremes nutzen, während hier Bleichcremes verkauft werden, die die indische Haut heller machen sollen…Wir Menschen 
sind schon irgendwie komisch.

Dass die Inder eine besondere Faszination an uns Westeuropäern haben, habe ich ja bereits erwähnt. Wie sehr das männliche Volk der Inder jedoch auf lange blonde Haare und blaue Augen abfährt, muss Sina lustigerweise jeden Tag feststellen. Während ich mich meistens über die penetranten Blicke, die nicht nur auf Sinas Gesicht gerichtet sind, amüsiere, so wird es Sina verständlicherweise nach nunmehr 2 Monaten Aufenthalt  oftmals ein wenig viel. Teilweise nimmt auch die ständige Berührerei im Zug Überhand an, sodass der spaßige Teil hier schnell aufhört. Generell habe selbst ich es jetzt schon mehrfach mitbekommen, dass Inder die Nähe zu ihr durch den ein oder anderen Griff ausgenutzt haben, der in Deutschland zurecht eine Ohrfeige nach sich gezogen hätte – hier scheint das wohl bei manchen zum guten Ton zuzugehören…Zum Glück geht Sina damit echt gut um, sodass weder ihr noch ihrem Umfeld bis dato Schaden zugefügt wurde ;)

Zum Abschluss des Tages lachte uns dann vollkommen überraschend ein McDonalds an, dem wir dann nicht wiederstehen konnten.  Mit einem souveränen westeuropäischen Grinsen bestellte ich die 3 Burger auf der Karte, die ich noch gar nicht aus den deutschen Fillialen kannte – ein Fehler, wie sich später herausstellte. Während der indische Big Mac (Huhn anstatt Rind) und so ein gebratener Käseburger noch ganz passabel schmeckten, sollte man nicht auf die Idee kommen, einen McSpicy in Indien zu bestellen. Da man ohnehin bei jedem Essen gefragt wird, wie spicy man es haben möchte, hätte ich mir vorher denken können, dass man mit sowas in Indien keinen Spaß macht. Fazit: tränende Augen, laufende Nase, brennende Kehle, anderthalb Tage Bauchschmerzen – Indien 1: André 0.
Mein Blick waehrend des Schreibens...das ferne Taj Mahal :)

Lotustempel in Delhi

Traditionelles indisches Essen - Thali

Hindu-Zeremonie im Krishna-Iskcon-Tempel

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