Dienstag, 16. Oktober 2012

Willkommen in der Löwenstadt!

Wieder ist ein wenig Zeit vergangen und ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Nachdem Sina und ich uns in Mumbai verabschiedet haben und ich meinen restlichen Tag in einem englischen Pub inmitten Mumbais verbracht hatte, ging es nochmals ins Hotel zum Duschen um dann nach Singapur durchstarten zu können. Erstmals kam ich in den Genuss eines traditionellen indischen Hygienetempels. Das Bad, das ich netterweise seitens des Hotels nochmal kostenlos nutzen durfte (obwohl ich schon ausgecheckt hatte), bestand aus einem Loch im Boden (Toilette), einem kleinen Wasserhahn über dem Boden samt 2 Plastikeimern (Dusche) und 2 lebenden und einer toten Kakerlake (Deko). Größer hätte mein Kulturschock also nicht sein können als ich dann endlich um 12 nachts in das Flugzeug gen Singapur einstieg.

Durch die Zeitverschiebung von 4 Stunden (jetzt in Singapur bin ich hier 4 Stunden vor euch ;) ) und die eigentliche Flugdauer von 3 ½ Stunden kam ich ohne eine Minute Schlaf an, aber trotzdem war ich irgendwie nicht müde. Vielmehr war ich einfach nur fasziniert wie sauber eine Stadt sein kann, nachdem man nun über mehrere Tage so viel Müll und Dreck um sich herum gewöhnt war.

Mein Beginn hier gestaltete sich als absolut entspannt, Alina (mit der ich studiere und hier in einer WG zusammenwohne) nahm mich in Empfang und zusammen fuhren wir dann auch zu unserer neuen Wohnung. Mit der WG haben wir hier voll ins Schwarze getroffen. Insgesamt wohnen hier 8 Studenten von der JCU an der auch wir studieren – davon sind 2 Inder und 6 Deutsche. Gut daran ist vor allem, dass man aus Rücksicht meist Englisch spricht und nicht zu oft ins Deutsche zurückfällt. Die Wohnung selber besteht aus einer Küche, einem großen Wohnzimmer mit Couch, Flatscreen etc., einem riesen Balkon mit atemberaubenden Ausblick auf die Stadt (wir wohnen im 21. Stock), 2 Bädern und eben den einzelnen gemieteten Zimmern. Während wir in 10 Minuten an der Uni sind, brauchen wir 25 Min in die Stadt (was für Singapur ganz gut ist). Somit kann ich es auch verkraften, dass ich das Zimmer bekommen habe, dass wohl ursprünglich von einem Kind bewohnt wurde, da die komplette Wand mit einer richtig hübschen Bärentapete versehen ist. Sensationell! J

Durch die große Anzahl von Studenten in der WG lernt man gerade in den ersten Tagen so unglaublich viele Leute kennen und somit unternimmt man eigentlich durchgehend irgendwas. Dieses Jahr ist Rekordjahr an der JCU bzgl. der Anzahl von Auslandsstudierenden, allein 30 Deutsche, 22 Franzosen, zig Skandinavier und Unmengen an Indern, Indonesiern, Chinesen etc. bringen richtig Abwechslung rein und irgendwie wird es nie langweilig. So kam dann auch eins zum anderen, sodass man schon am ersten Abend loszog, um sich das ein oder andere Bierchen zu gönnen und Singapur bei Nacht zu erkunden. Allen Partytouristen sei jedoch gesagt: der günstigste Wodka kostet im Supermarkt 20€ und in Clubs oder Diskotheken bezahlt man neben 15€ Eintritt auch 6€ für ein Bier und ca 15€ für einen Longdrink. Woher ich das weiß? Sagen wir, ich habe an einer Studie teilgenommen, bei der ich fast genötigt wurde Spirituosen zu kaufen ;)  
Was uns Studenten aber sofort gefällt, ist die Tatsache, dass sich das ganze feiernde Volk Singapurs auf einer Brücke (Clarke Quay) trifft, um gemeinsam vozuglühen. Ich hab schon ein wenig verdutzt geschaut, als ich auf einmal mitten auf einer Brücke voller feiernder Menschen stand (ohne dass irgendein Event war!)

Um es schon vorwegzunehmen, als Europäer staunt man ohnehin nicht schlecht, wenn man zum ersten Mal in der Innenstadt steht. Mich erinnert Singapur irgendwie an einen Erlebnispark für Erwachsene. An jeder Ecke ausgefallene Architektur, unglaublich fortgeschrittene Technik und jede Menge Warnschilder. Um mal das Ausmaß meines Kontrastprogramms der letzten Tage und des technischen Standards in Singapur deutlich zu machen:

Vergammelte Palmen in Delhi weichen übergroßen Außenventilatoren mit Befeuchtungsfunktion in Singapur, die mehrere Dutzend Menschen kühlen sollen.

Klos getarnt als Löcher im Boden in Mumbai räumen den Platz für Pissoirs in Singapur wobei jedes eigene Schalter für Licht, Belüftung und Abzug hat (sorry für diese Details, aber mich hats fasziniert)

Stinkende Müllhaufen in Agra wurden ausgetauscht gegen technisierte Papiermülleimer in der Innenstadt Singapurs, die am Boden brennen (und ich meine keine fackelnden Mülltonnen, die man aus schlechten, alten Videos von Rappern im Unterhemd kennt, sondern hochmoderne Behälter mit Gasvorrichtung am Boden, die Papier sofort verbrennen lassen!)


Vielleicht kann jetzt der ein oder andere nachvollziehen, warum ich momentan mit so großen Augen durch diese faszinierende Stadt laufe, in der man jeden Tag etwas Neues kennenlernt.

Aber nun kurz zu den letzten Tagen:
Nach dem abendlichen Trip durch Singapur, kämpften wir uns am nächsten Tag durch die beindruckenden Einkaufsmalls um uns mit Lebensmittel etc. einzudecken. Auch hier erlebte ich ein krasses Kontrastprogramm; während man sich in Indien meist selbstgefällig fragt was die Welt kostet, so kann man in Singapur mit teilweise doppelt so hohen Lebensmittelpreisen rechnen als in Deutschland! Nach langem Suchen findet man dann aber doch noch ein paar erschwingliche Sachen.

Nach dem Einkaufsbummel gingen dann meine deutschen Mitbewohner und ich zum Marina Bay, um uns dort an den Fluss mit perfektem Blick auf die Skyline zu setzen und gemütlich den Abend ausklingen lassen. Am nächsten Tag stand dann schon früh der erste Tag der Orientierungswoche an, an dem man durchgehend damit beschäftigt war Dokumente auszufüllen und abends dann todmüde ins Bett fiel.

Heute haben wir dafür frei gehabt und sind nach Sentosa Island gefahren – eine Insel, die durch Anhäufung von Sand im Meer groß gemacht wurde und nun absolut künstlich für Touristen am Leben gehalten wird. Auf der Insel befinden sich diverse Attraktionen, viele Beachbars und angelegte Strände, die zum Relaxen einladen. Das haben wir dann heute auch den ganzen Tag gemacht, wobei man sich noch ein wenig daran gewöhnen muss ins Meer zu gehen, während man gleichzeitig auf riesen Transportschiffe blickt, die im selben Hafen liegen (das Wasser ist aber absolut sauber). Persönliches Highlight für mich(Achtung Ironie!) war dann der Vorschlag von unseren Indern uns Little India in Singapur zu zeigen und dort dann mit uns indisch essen zu gehen.
Na klasse. Hatte ich ja lange nicht mehr. Mein Magen hatte sich gerade wieder erholt und jetzt wieder Essen, dass einem den letzten Keim aus Darm und Magen brennt?
Tatsächlich war das Essen dann aber auch richtig gut (und mild), sodass auch der Besuch Little India (was aufgrund von Sauberkeit & Co. rein gar nichts mit Indien zu tun hat) gelungen war.

Naja das wars dann auch schon wieder von den ersten Eindrücken. Ich hoffe, dass ich die Tage deutlich mehr Bilder machen kann als bis dato. In dem Sinne bis bald ;)
Der Blick aus unserer Wohnung :)
Skyline Singapore I
Skyline Singapore II
Einer dieser übergroßen Außenventilatoren zur  Kühlung der Fußgänger
Marina Bay Sands Sky Park Hotel & Mall
Skyline Singapore III
Den Gangnam Style gibts hier wirklich überall :D
Ausgefallene Methoden wie man in den Laden locken kann, ich musste lachen :D 
Selbst auf Toiletten hängen Regeln wie man sich verhalten sollte...

Sentosa Island Beach Club
Christian, Ich, Felix, Yo und Nikolai